Saigon – Mangrovenwald-Speedboat-Tour
Um den Mekong zu erkunden haben wir uns eine Speedboat-Tour gebucht. Mit einem kleinen aber schnellen Boot sind wir also den Mekong hinunter gefahren. Unterwegs haben wir einen lokalen Markt besucht und allerhand Eindrücke gesammelt. Es war ein gemischter Markt und so sah man Schaufeln und und andere Landwirtschaftswerkzeuge neben frischem Gemüse, Plastikkörben und Fleisch sowie Fischen und Reis.
Unsere Tourleiterin erklärte uns die unterschiedlichen Dinge die man sehen konnte. So gibts es zum Beispiel nicht einfach nur Reis, sondern Weissen, Grünen, Vollkorn, Langkorn und Sticky-Reis. Wobei Vollkornreis in Vietnam nicht als besonders gesund angesehen wird, sondern als Tierfutter. Deshalb stehen die entsprechenden Reissäcke jeweils am Boden und nicht erhöht wie die verschiedenen weissen Reissorten.
Neben dem Reis gab es natürlich auch Eier und selbstverständlich nicht nur Hühnereier, sondern auch Wachteleier, Enteneier und ähnliches. Eine spezielle Delikatesse bei den Eier sind ungeschlüpfte Kücken. Hierbei werden befruchtete Eier solange ausgebrütet bis sich das Kücken entwickelt. Danach werden den Hühner die Eier weggenommen und das Kücken erfriert im Ei und stirbt. Das Ei wird dann meist gekocht und das Kücken ausgelöffelt.
Spannend war auch die Seafood-Abteilung, wobei “Seafood” nicht ganz korrekt ist, denn der Markt befindet sich an der Stelle vom Mekong wo das Wasser zwischen Süss und Salzwasser wechselt. Flussaufwärts werden also Süsswasserfische gefischt, Fluss abwärts gibt es Brackwasser und ein paar Kilometer weiter kommt das Meer. Man bekommt also die gesamte Bandbreite von Süss- bis Salzwasserfischen und alles dazwischen.
Bis Anhin wurden die Fische und Tiere meist erst zu Tode geknüppelt und dann ausgenommen. Speziell die Frösche die wir zum Beispiel in Dalat gesehen haben, bekamen eins mit dem Knüppel, dann wurde mit der Schere der Kopf abgeschnitten und dann wurden sie gehäutet und ausgenommen. An diesem Markt wurde der Frosch direkt gehäutet und hüpfte danach im Kübel weiter rum.
Um den Schock zu verdauen probierte Raphael die “alte Zahnpasta” aus, ein Betelblatt mit einer Arecanuss und ein bisschen rotem Sandsteinpulver sollen einem ein schönes Lächeln garantieren. Man muss an dieser Stelle noch kurz erwähnen, dass die Betelblätter eine leicht berauschende Wirkung haben, welche durch die Arecanuss verstärkt wird und dass das rote Sandsteinpulver die Zähne rot bis schwarz verfärbt. Rote Zähne waren früher das vietnamesische Schönheitsideal. Bei einmaliger Anwendung soll jedoch nichts von der roten Farbe sichtbar bleiben.
Der nächste Halt war der Mangrovenwald, welcher seit ca 20 Jahren wieder aufgeforstet wird. Das Aufforsten ist nicht etwa nötig, weil der Wald abgeholzt wurde, sondern weil sich der Vietkong im Vietnamesisch-Amerikanischen Krieg darin versteckten. Eine Mischung aus regulären Bomben, Napalm und Agent Orange machte den Bäumen den Garaus. Die Tour im Wald bestand mehr oder weniger aus einer kurzen Fahrt im Ruderboot durch einen kleinen künstlichen See. Während der Ruderfahrt konnte man Flughunde oder Fledermäuse beobachten, zumindest wurde uns das gesagt, wir hörte zwar etwas, konnte aber keine sehen. Die Fahrt im Ruderboot war leider viel zu kurz und lies kaum Zeit die Szenerie zu geniessen. Als wir zurück bei der Anlegestelle waren, warteten bereits die nächsten Touristen um ihre Rundfahrt zu machen.
Auf dem Weg zum letzten Stopp kamen wir noch an den Schwalbenfarmen vorbei. Schwalbennestersuppe (Ja genau. Die Suppe enthält nicht etwa Schwalben oder Schwalbeneier, sondern SchwalbenNESTER!) ist eine teure Delikatesse und so gibt es diverse Leute, welche versuchen die Schwalben anzulocken und zum nisten zu bewegen. Sie bauen dazu Betontürme, welche dunkel und feucht sind und stellen Lautsprecher mit “Schwalbengesang” auf um Tiere anzulocken. Es kann mehrere Jahre dauern bis die Schwalben nisten. Entweder man hat Glück und wird reich oder man hat Pech und verliert viel Geld weil niemals welche kommen. Die Schwalbennestersuppe soll besonders Gesund sein und Schönheit bringen, insbesondere die Haut soll jung und schön bleiben oder werden.
Nach dem ersten Mangrovenwald gings zum Krokodile “fischen” im Krokodilschutzreservat. Mit einem kleinen Böötchen fährt man durch das Gehege der Krokodile. Das Boot hat ein Geländer mit Maschendraht, damit die Krokodile nicht zu den Besuchern kommen können. Mit einer Art Angelrute (ohne Haken) kann man die Krokodile mit Fischen füttern, wobei es dabei mehr darum geht dem Krokodil den Fisch hinzuhalten und wegzuziehen wenn es zuschnappt. Nachdem wir die Krokodile genügend geplagt hatten gab es Mittagessen für uns mit anschliessendem Spaziergang durch den zweiten Mangrovenwald. Hier wurde ein Steg gebaut, auf welchem man durch das Wäldchen spazieren konnte. Da die Mangroven mit ihren Wurzeln im Wasser wachsen, sind sie je nach Wasserstand von Schlamm oder Wasser umgeben. Man kommt also zu Fuss nur mässig gut voran, wenn es keinen Steg hätte.
Nach einem kurzen Aufstieg auf eine rostige Aussichtsplattform (für alle Mutigen) ging es dann wieder zurück Richtung Saigon. Wir genossen das schöne Wetter und staunten über all die Boote und Schiffe, Fischer und Händler welche den Mekong befahren.