Pulau Weh, Indonesien – 3.-18. März 2017
Ausser atemberaubend schönen Korallenriffen hat Pulau Weh aber auch über Wasser einiges zu bieten. Von Medan aus sind wir wiederum mit einer zweimotorigen kleinen Propellermaschine direkt nach Sabang, der einzigen grösseren Stadt auf Pulau Weh geflogen.
Bereits die Landung ist ein kleines Abenteuer. Nach drei missglückten Landeanflügen wegen zu starkem Wind fliegt der Pilot wieder aufs offene Meer hinaus und wir befürchten bereits, dass wir statt dessen auf dem Flughafen von Banda Aceh landen würden. Wir drehen jedoch ca. eine halbe Stunde lang Kreise über dem Meer und warten auf besseres Wetter. Nach einem weiteren missglückten Landeanflug können wir dann tatsächlich mit viel Gerüttel in Sabang landen. Der Flughafen von Sabang hat nur ein Rollfeld und es gibt an fünf Tagen in der Woche einen Flug pro Tag. Entsprechend winzig ist der Flughafen.
Wir sind also angekommen auf Pulau Weh, der kleinen Insel an der Nordspitze von Sumatra. Unsere Unterkunft befindet sich aber nicht in der Hauptstadt Sabang sondern im winzigen Dörfchen Iboih auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Dorthin fahren wir mit einem der wenigen Autos auf der Insel, die auch als inoffizielle Taxis fungieren, da ÖV jeglicher Art komplett unbekannt ist. Die übliche Fortbewegung ist allerdings per Motorrad oder Becak, d.h. Motorrad mit Seitenwagen für zwei bis vier Personen.
Unser Gasthaus, das Treetop, liegt circa hundert Meter ausserhalb von Iboih mitten im Urwald und direkt an der Steilküste. Wir entspannen erstmal gemütlich in der Hängematte und machen uns dann auf, die Küste direkt vor unseren Füssen schnorcheln zu erkunden. Die unzähligen farbigen Korallen und Fische sind so spannend, dass wir über zwei Stunden nicht mehr aus dem Wasser kommen. Der Versuch die kleine Nachbarinsel Rubiah schwimmend zu erreichen scheitert jedoch an der Strömung und den Quallen.
Das Leben in Iboih ist sehr gemächlich und folgt seiner eigenen “Inselzeit”. Nach kürzester Zeit kennen wir die Islamischen Gebetszeiten. Der Ruf des Muezzin zum Morgengebet um 6 Uhr ist entfernt hörbar. Am Freitag sind mittags um 12.30 und nachmittags um 4 Uhr die meisten Restaurants und Läden geschlossen. Das selbe gilt für die Zeit zwischen Abend- und Nachtgebet von 18.30 bis 20.00. Das Nachtessen sollte also bis nach dem Nachtgebet warten. Unser Lieblingscafe in Iboih, das “Le Cafe Bleu” wird von einer Französin und ihrem einheimischen Ehemann geführt. Hier gibt es nicht nur leckere Pancakes zum Frühstück, sondern auch gutes Nasi Goreng abends mit Livemusik von lokalen Künstlern. Das Cafe Bleu scheint auch das einzige Kaffee zu sein in welchem richtiger Kaffee und nicht nur Beutel-Brühe verkauft wird. Zugegeben, ihre “Beutel-Brühe” ist enorm gut im Vergleich zu dem was man im Rest der Welt so trinkt, aber von einer Insel direkt vor Sumatra erwartet man richtigen Kaffee. Das Babah Alue, direkt neben der Moschee, serviert abends fangfrischen Fisch. Man kann seinen Fisch selbst aussuchen und der wird dann auf dem Grill gebraten und mit Gemüsebeilage serviert. Es lohnt sich den Fisch bereits am späten Nachmittag zu reservieren, nach dem Abendgebet ist er meist bereits ausverkauft.
Pulau Weh liegt in der Andamansee auf einer tektonischen Plattengrenze. Die ganze Insel ist weniger als 160 km² gross und besteht aus einem immer noch aktiven Vulkan, dessen Spitze über 600 Meter hoch ist. Momentan wird gerade ein grosses Erdwärmekraftwerk gebaut, das in Zukunft nicht nur die Insel mit Strom versorgen kann (und damit die häufigen Stromausfälle beheben wird, die wir dank der Dieselgeneratoren erleben durften), sondern auch überflüssigen Strom auf das Festland exportieren wird.
Die ganze Insel ist komplett mit undurchdringlichem Dschungel überwuchert und umgeben von Korallenriffen mit verstecken kleinen weissen Sandständen dazwischen. Unterwegs mit dem Motorrad auf den abenteuerlichen Strassen besuchen wir den “Secret Beach”, einer der schönsten Stränden den wir je gesehen haben. Der Secret Beach ist von der Strasse aus alleine durch ein leeres Schild gekennzeichnet. Ein steiler Weg führt durch den Dschungel an den Strand runter. Der schneeweisse Sandstrand ist übersäht mit grossen schwarzen Brocken von Vulkanstein. Hier geniessen wir die Sicht auf das kitschige türkisblaue Meer und beobachten alle möglichen seltsamen Krebschen.
Weiter der Küste entlang, in der Nähe des Dorfes Jaboi, besuchen wir die Baustelle des neuen Geothermiekraftwerkes. Der riesiger Bohrer ist sehr faszinierend aber fast genauso spannend sind die Bauarbeiter und Ingenieure, die wir am Kiosk bzw. Restaurant treffen und die mindestens so fasziniert sind von uns. Nur wenige hundert Meter weiter hinter der Kraftwerksbaustelle und mitten im Wald finden wir dann die Fumerole – vier grosse Felder auf denen alle Bäume komplett abgestorben sind und sichtbar (und riechbar!) Wasserdampf und Schwefelgase aus dem Boden austreten. Unser Hals fühlt sich schon nach kürzester Zeit ziemlich kratzig an. Ein Test mit einem Stück Koralle (=Kalkstein) zeigt, dass der kleine Fluss wahrscheinlich einen ziemlich niedrigen pH-Wert hat, also eine ziemlich starke Säure ist. Dennoch überqueren wir den Fluss vorsichtig und begutachten das zweite Feld auf der anderen Seite. Wir verzichten dann aber auf eine Wanderung zu den anderen Fumerol-Feldern. Ein weiteres Feld befindet sich vor der Küste unter Wasser in ca. 10 Meter Tiefe, das wir bereits am Tag zuvor tauchend erkundet haben.
An einem anderen Tag, immer noch mit dem Motorrad auf den abenteuerlichen geschlungenen Strassen, und natürlich bei Linksverkehr, unterwegs, besuchen wir einen gestrandeten thailändischen Frachter namens Pathaya III. Wir verzichten dann allerdings darauf das Wrack zu besteigen, da die Strickleiter schon sehr abenteuerlich aussieht. Dafür werden wir von einer sehr freundlichen Grossfamilie, die hier jeden Sonntag am campen ist, zum Kaffee eingeladen und schauen den Kindern beim Baden und Seepferdchen jagen zu.
Ganz an der Nordwestspitze der Insel befindet sich der “Kilometer 0”. Der nordwestlichste Punkt und sozusagen der “Beginn” von Indonesien ist mit einem grossen und auch ziemlich hässlichen Monument gekennzeichnet und umgeben von vielen Souvenirständen. Wir setzen uns also in ein gemütliches Cafe mit schöner Aussicht aufs Meer und probieren frische Kokosnuss mit Zitronensaft – eine erstaunlich gute Kombination.
Der “Kilometer 0” erinnert allerdings auch an eines der schwärzesten Kapitel der jüngeren Geschichte dieser Region. Nach einem der schwersten je gemessenen Erdbeben weltweit mit einer Magnitude von über 9.0 folgte am 26. Dezember 2004 ein Tsunami der auch an der Küste von Pulau Weh noch immer 3-6 Meter hoch war. Unter anderem wird das ganze Dorf Iboih komplett zerstört, die Korallenriffe der Insel nehmen bis in 30 Meter Tiefe Schaden und auch das Monument vom “Kilometer 0” wird teilweise zerstört. Eine grosse Anzahl Helfer und NGOs, die vor allem im noch viel stärker betroffenen Banda Aceh und an der Aceh Westküste tätig sind, kommen zum Ausgleich nach Pulau Weh. Einer davon ist der Südafrikaner Freddie. Über die Jahre baut sich Freddie auf Pulau Weh nicht nur seine eigene Bleibe, sondern ein ganzes Ferienresort mit Restaurant.
An unserem letzten Abend auf Pulau Weh gönnen wir uns dann das 4-Gang Menu in Freddie’s Resort. Hier treffen wir auf ein ebenfalls sehr reisefreudiges deutsches Pärchen, Michael und Kirsten, mit denen wir viele Reiseabenteuer austauschen. Michael kannten wir bereits vom Tauchen mit den Monsters.
Leider ist unsere Zeit auf Pulau Weh und damit auch in Indonesien und Südostasien bereits zu Ende und wir ziehen weiter. Aber diese paradiesische Insel wird uns wohl für immer in Erinnerung bleiben!