Eine Tour mit den Dalat Backpackers Easy Ridern

Wie schon in unserem vorherigen Post erwähnt, können wir mit unserer freundlichen Gastfamilie in Dalat auch eine Easy-Rider Tagestour in der Umgebung machen. Wir haben viel Glück mit dem Wetter und so verlassen wir Dalat früh morgens, gepackt auf die Rücksitze der Bikes von Nobi und seinem Onkel Khoi an unserem einzigen regenfreien Tag.

Unser erster Stopp legen wir an einem schönen Aussichtspunkt ein. Von hier aus kann man gut die vielen Felder, Pflanzungen und Gewächshäuser beobachten. Durch die höhere Lage von 1500 m.ü.M und das durchgehend etwas kühlere Klima von 15-20°C ist Dalat gut geeignet zum Anbau von Früchten und Gemüse, aber auch Kaffe, Tee, Seide und Blumen. Es kann mehrmals pro Jahr gepflanzt und geerntet werden, zum Teil bis zu vier Mal im Jahr. Häufig werden Produkte im Fruchtwechsel angepflanzt um den Boden nicht zu stark zu belasten.

Als nächstes machen wir Halt bei einem losen Pinienwald nahe der Strasse. Hier erklimmen wir zu Fuss den Hügel immer im Schatten der Pinien, während unserer Fahrer der Strasse folgen. Oben angekommen, erwartet uns eine wunderbare Aussicht, sowie eine Herde halbwilder Pferde.

Bei unserem dritten Stopp halten wir neben einem der unzähligen Gewächshäuser, die die Strasse säumen. Wir erkennen nun, dass diese aus Bambus gebaut sind und anschliessend mit Plastik überzogen. Darin befinden sich riesige Felder aus Blumen in allen möglichen Farben und Wachstumszuständen. Wir begegnen einem Feld voller weisser Rosen und Feldern voll mit Gerbera in gelb, orange, rot, weiss, pink. Gerbera können bis zu vier mal im Jahr gepflanzt und geschnitten werden. In einem anderen Gewächshaus ist eine Frau in einem traditionellen Hut aus Palmblättern, dem nón lá, gerade am Unkraut jäten.

Wir fahren weiter zu unserem nächsten Stopp. Hier sehen wir wie Reiswein hergestellt wird. Die Basis besteht natürlich aus Reis, der zuerst gekocht wird. Dann wird er in Fässern und an der Wärme für 2-4 Wochen fermentiert. Die fermentierte Reismischung wird dann gebrannt, wobei Kaffeebohnenschalen als Brennmaterial verwendet wird. Dieser Vorgang macht Reiswein eigentlich zu einem Schnaps oder Branntwein. Entsprechend liegt auch der Alkoholgehalt bei circa 35-65 Vol.-%. Hier gibt es aber nicht nur Reiswein zu sehen, sondern es werden auch diverse Tiere für den Verzehr gezüchtet. So gibt es Krokodile und Rehe, aber auch eine sehr spezielle Art von Hühnern, die Dong Tao Hühner oder Drachenhühner. Diese Hühner sind eine spezielle vietnamesische Züchtung mit sehr grossen Füssen. Sowohl ihr Fleisch als auch ihre Füsse sind als Delikatesse beliebt. Weiter kann man hier auch Bambusratten und Meerschweinchen haben, aber auch Stachelschweine, die ebenfalls eine Delikatesse sind. Und schlussendlich gibt es auch einige Box voll der Tieren für die wir eigentlich hier hin gekommen sind: Heuschrecken. Als Abschluss unseres Besuches geniessen wir deshalb ein Gläschen Reiswein mit einem Teller voll frittierter Heuschrecken.

Als nächstes Halten wir bei der Linh An Pagoda. Der Tempel selbst besteht aus einer grossen offenen Halle mit dem Altar darin. Neben dem Tempel gibt es aber auch noch einen Garten und das Auffälligste an dieser Pagode, die riesig grosse Statue eines lachenden Buddhas.

Direkt unterhalb des Tempels schauen wir uns dann auch noch die Elephant falls an. Diese Wasserfälle führen nach dem starken Regen der letzten Tage besonders viel Wasser und sind sehr beeindruckend. Nachdem wir uns von oben sattgesehen haben an den Wassermassen, machen wir uns auf einem kleinen Pfad neben dem Wasserfall auf den Weg nach unten. Nach einer abenteuerlichen Kletter- und Rutschpartie kommen wir am Talboden an und mit ein bisschen weiter klettern verschwinden wir hinter dem Vorhang des fallenden Wassers. Leider müssen wir nun in der feucht heissen Luft den ganzen Weg zurück nach oben klettern, bevor wir unsere wohlverdiente Pho Suppe geniessen können.

Nach einer wunderbaren vietnamesischen Nudelsuppe (Pho) zum Mittagessen geht es weiter in die Seidenfabrik. Hier lernen wir, dass die Raupen des Seidenspinnerfalter bevorzugt die Blätter des Maulbeerbaumes fressen und dafür ganze Plantagen angepflanzt werden. Die Blätter werden dann geerntet und den frisch geschlüpften Raupen verfüttert, bis diese beginnen sich zu verpuppen. Dabei spinnt sich die Raupe komplett ein in ein Cocon aus Seidenfilament, das sie selbst herstellt und das bei Kontakt mit der Luft erhärtet. Die Raupen werden auf hölzernen Regalen gezüchtet und die fertigen Cocons werden eingesammelt und abgekocht, sodass die Puppe darin abstirbt. Die Cocons werden anschliessend gebürstet, bis sich der Beginn des des Filaments vom Cocons löst. Mehrere Filamente aus circa 3-5 Cocons werden zu einem einzelnen Seidenfaden verzwirnt. Dabei wickelt sich der Cocon komplett ab und ergibt etwa 1000 Meter Seidenfaden. Zurück bleibt die Seidenraupenpuppe, die gerne frittiert und als Snack genossen wird. Die Rohseide muss nun gewaschen und gebleicht und eventuell gefärbt werden bevor sie zu Seidenstoff verwoben wird. In der Fabrik die wir besucht hatten, wurden Jacquardwebstühle verwendet, die für unsere Augen ziemlich Museumsreif aussahen. Bei diesen Webstühlen können die Kettfäden mit Hilfe eines Rahmens und gesteuert durch Lochkarten gehoben und gesenkt werden, so dass der Schussfaden entweder über oder unter dem Kettfaden hindurch schiesst und das gewünschte Muster bildet.

Unser letzter Stopp für den Tag war eine Kaffeeplantage die auch Wieselkaffee herstellt. Die Plantage pflanzte auf grosser Fläche verschiedenste Sorte von Kaffe an wie Arabica, Robusta, Mocca und Cherry (wobei das aus botanischer Sicht nicht ganz korrekt ist, denn scheinbar gibt es nur Robusta und Arabica, von diesen beiden aber verschiedene Varianten). Nach der Blüte bildet Kaffee eine kirschgrosse rote Frucht, die zwei Kerne, die Kaffeebohnen, enthält. Die frische, reife Kaffeekirsche schmeckt leicht süsslich, die Bohnen sollten jedoch nicht gegessen werden. Bei der Kaffeeherstellung wird die gesamte Kirsche fermentiert und getrocknet und verleiht dem Kaffee seinen eigenen Geschmack. Beim Wieselkaffee werden frische Kaffeekirschen and Wiesel verfüttert. Die Wiesel fressen die Kaffeekirschen wegen des Fruchtfleisches. In ihrem Verdauungstrakt findet dann ein Prozess statt, der eine gewisse Ähnlichkeit mit der sonst üblichen Fermentation hat. Der Kot der Wiesel enthält deshalb fermentierte Kaffeebohnen, die nun gereignigt, getrocknet und geröstet werden können. Diese Verarbeitungsart für Kaffee stammt Ursprünglich aus Indonesien, wo der Wieselkaffee “kopi luwak” heisst. kopi luwak ist unterdessen weltweit bekannt als eine Delikatesse. Der sehr hohe Preis des Luxuskaffees war ursprünglich darauf zurückzuführen, dass die Wieselexkrement von Hand und von freilebenden Wieseln eingesammelt wurden. Leider führt der Boom zu einer Industrialisierung des Wieselkaffees und damit auch zu sehr schlechten Bedingungen für die Wiesel. Trotz Allem mussten wir natürlich zum Abschluss unserer Tour ein Kaffeetasting machen und haben dabei auch Wieselkaffee probiert, der hier vor Ort zwar etwas teurer aber nicht unbezahlbar ist. Dabei stellte sich heraus, dass uns der vietnamesische Mocca (ohne Wiesel) am besten schmeckt.



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