Hanoi, Vietnam – 24.-29. Nov. 2016
Wir sind nun also wirklich in Südostasien angekommen. Nachdem wir in Santiago nicht viel Zeit hatten, in Sydney auch nicht und auch in Singapur nur kurz verweilt waren, nahmen wir es wieder einmal ein bisschen lockerer.
Der Übergang von Südamerika, via Sydney nach Singapur war beeindruckend und faszinierend. Die Reise von Singapur nach Vietnam war kurz und trotzdem merkt man, dass es ein anderes Land ist. Singapur gab uns einen kleinen Vorgeschmack auf Asien, aber alles in einem aufgeräumten blitzblank polierten Umfeld. In Hanoi gibts nun so richtiges Chaos, wie man es sich vorstellt. Überfüllte Strassen mit tausenden von Motorradfahrern, welche mit Autos und kleinen Lastwagen um die Strassen kämpfen. Ja wirklich kämpfen, denn Verkehrsregeln gibt es eigentlich keine. Wer zuerst kommt fährt zuerst, und die anderen hupen. Die Strasse überquert man an beliebigen Stellen, sofern keine Ampel in Sicht ist. Man läuft gemächlich mit möglichst gleich bleibendem Tempo über die 6-spurige Strasse und kommt, trotz dichtem Verkehr, in einem Stück auf der anderen Seite an. Das Ganze ist lustig bis beeindruckend. Die anderen Verkehrsteilnehmer nehmen eigentlich enorm viel Rücksicht auf Fussgänger, auch wenn einen dies nicht unbedingt so vorkommt.
Hanoi hat einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten, unter anderem den Hoan-Kiem-See, den “See des zurückgegebenen Schwertes” zu ehren des legendären magischen Schwertes mit welchem die Chinesen aus Vietnam vertrieben worden sind. Der Legende zufolge kam nach der letzten Schlacht eine goldene Schildkröte und brachte das Schwert zum Grund des Sees zurück. Seitdem wacht der eigentliche Besitzer des Schwertes, der Jadedrache, wieder darüber. Im Gedenken an dieses Ereignis wurde im Zentrum des Sees auf einer kleinen Insel der Schildkrötenturm Thap Rua errichtet, das Wahrzeichen von Hanoi. 1968 wurde dann auch tatsächlich eine über zwei Meter lange Schildkröte aus dem See geborgen. Sie ist heute im Jadeberg-Tempel ausgestellt, der sich auf einer zweiten Insel im See befindet.
Weiter haben wir das Hoa Lo Gefängnis besucht, welches von den Franzosen erbaut wurde um aufmüpfige Vietnamesen einzusperren. Die Vietnamesen benutzten das Gefängnis später um die amerikanischen “ungebetenen Gäste” (Kriegsgefangenen) einzusperren. Diese nannten Hoa Lo auch das “Hanoi Hilton”. Das Gefängnis ist heute ein Museum und bot uns vor allem Einblick in die Sichtweise des heutigen Vietnams auf den “Amerikanischen Krieg” oder “Verteidigungskrieg gegen Amerika” wie die Vietnamesen den Vietnamkrieg nennen. Insbesondere prangert das Museum die schlechte Behandlung der vietnamesischen Gefangenen durch die Franzosen an und streicht dann im zweiten Teil aber heraus wie gut die amerikanischen Gefangenen während des Kriegs durch die Vietnamesen behandelt wurden. An dieser Stelle wollen wir noch John McCain erwähnen, einer der Prominentesten Insassen des Gefängnisses (und 2008 US-Präsidentschaftskandidat). Eine kurze Internetrecherche zeigt seine bzw. die Amerikanische stark abweichende Sicht auf das Gefängnis.
In Hanoi steht ebenfalls das Mausoleum von Ho Chi Minh, das sich mitten im Regierungsviertel Ba Dinh auf dem Ba-Dinh-Platz befindet und zwar an jener Stelle wo Ho Chi Minh 1945 die Deklaration der Unabhängigkeit Nordvietnams verlesen hatte. Ebenfalls am Ba-Dinh-Platz befindet sich die Vietnamesische Nationalversammlung, der Präsidentenpalast und diverse weitere wichtige Regierungsgebäude. Direkt vor dem Mausoleum quer über den Platz verläuft eine Prunkstrasse, welche komplett verkehrsfrei ist und so aussieht als ob sie ab und an für Militärparaden verwendet würde. Das Mausoleum selber wird von Soldaten in weisser Gardeuniform bewacht, die sicherstellen, dass niemand die gelbe Linie überschreitet.
Nach dieser Überdosis an Polizei- und Militärpräsenz lassen wir uns gerne in der gemütlichen Altstadt auf eines der üblichen Plastikkinderstühlchen nieder und geniessen den vorzüglichen frittierten Tofu.