La Paz, Bolivien – 22.-25. Okt. 2016
Nuestra Señora de La Paz, zu Deutsch “Unsere Liebe Frau des Friedens”, wie die Stadt offiziell heisst, ist der Sitz der Regierung von Bolivien. La Paz kam uns in jeglicher Hinsicht als eine Stadt der grösstmöglichen Gegensätze vor.
Um von Copacapana nach La Paz zu gelangen, mussten wir eine See-Enge des Titicaca-See bei Tiquina mit einer abenteuerlichen Fähre passieren. Das heisst unser Bus wurde auf ein winziges Fährboot verfrachtet und wir überquerten den See mit Böötchen. Wenn man vom Titicaca-See her nach La Paz fährt, erreicht man zuerst die Satelliten-Stadt El Alto auf über 4000 m.ü.M, die auch den Flughafen von La Paz beheimatet. Die eigentliche Stadt La Paz erstreckt sich dann von El Alto bis ins tief eingeschnittene Canyon des Río Chokeyapu auf nur 3100 m.ü.M.
In der Stadt gibt es eine Art Gradierung: je weiter unten desto höher stehend in der sozialen Hierarchie. Am oberen Rand von El Alto, wo wir das erste mal in die Stadt eintreten, befindet sich deshalb die Armensiedlung. Die Strassen sind ungeteert und nicht beschriftet. Alle Häuser sind aus ungebrannten Lehmziegeln gebaut und mit Wellblechdach. Der häufigere Fall ist jedoch, dass es gar kein Dach, sondern nur eine Mauer um das Grundstück gibt. Aber viele Häuser haben (wenn auch abenteuerlichen) Stromanschluss und oft auch Gas.
Unsere Unterkunft befindet sich nahe des Stadtzentrums, fast 1000 m tiefer. Hier gibt es verglaste Wolkenkratzer und gepflasterte Strassen. Im Stadtzentrum befindet sich auch die historische Kirche San Francisco, so wie an der Plaza Murillo die Prunkbauten des Präsidentenpalastes und des Parlaments. Schaut man sich jedoch das Nachbargebäude des Parlamentsgebäudes an, hat man den Eindruck es falle beim kleinsten Windstoss auseinander. In den kleinen Gässchen um das historische Stadtzentrum herum finden sich zu allen Tagen diverse Märkte die absolut alles auf der Strasse verkaufen (Essen, Souvenirs, Süssigkeiten, Elektronik, Kleider, Kosmetik, Medizin, WC-Papier,…). So gibt es zum Beispiel den bekannten Mercado de las Brujas, den Hexenmarkt, auf dem man gegen jedes Leiden irgend ein Kraut oder Wässerchen (oder getrocknete Lama-Föten) bekommt.
Schaut man sich die Leute auf der Strasse an, so sieht man Krawatte und Anzug tragende Banker, Teenager mit den neuesten europäischen Modetrends und gut angezogen und frisierte Damen. Zwischen all diesen reichen, gutgekleideten Menschen gibt es aber auch auffällig viele Obdachlose und Bettler, die Mitten im Stadtzentrum auf der Strasse leben. Und schlussendlich scheinen nicht alle Leute die europäischen (bzw. nord-amerikanischen) Modetrends zu mögen. So trägt gut die Hälfte der Bevölkerung, sowohl Junge als auch Alte, die traditionelle Bekleidung der Andenbevölkerung.