Cali, Colombia – 2.-9. Sept. 2016
Die Fahrt im Nachtbus war angenehm, man steigt ein, schläft, steigt wieder aus und ist in Cali. Unser (erstes) Hotel war an und für sich eigentlich auch ganz gut, bloss war es halt ein Business-Hotel und relativ günstig, aber das Quartier war, sagen wir mal, nicht optimal. Wir haben uns dann überlegt ob wir nach Popayan weiterfahren sollen, oder ein anderes Hostel/Hotel suchen wollen und haben uns dann zum Glück für letzteres entschieden. Unser neues Hostel (Casa Miraflores) war im Quartier “Miraflores” und war eines der schönsten Hostels welches wir bis jetzt bewohnt haben. Es war mit Liebe zum Detail eingerichtet, die Wände verziert mit Bilder, Wandmalereien, etc. Die Möbel rustikal, aber gemütlich, und die Leute vom Hostel lebten die kolumbianische Gastfreundschaft voll aus. Egal ob man einen Tipp für einen Salsa-Club brauchte oder eine Tour buchen wollte, etwas zu Essen suchte oder die Leute von der Airline am Telefon nicht verstand, es wurde geholfen, sie waren immer freundlich, und man hatte den Eindruck, sie freuten sich über die Touristen, welche ihre Stadt besuchten. Man konnte spüren, dass sie alle stolz waren, dass Touristen nach Cali kommen und sie wollten “ihr neues Cali” mit uns teilen.
“Ihr neues Cali” ist das Cali, welches in den letzten Jahren entstanden ist. Nachdem die Kartelle in Medellin zerschlagen wurden, bewegten sich einige nach Cali. Andererseits versuchten die Kartelle von Cali ihr Stück vom Kuchen von Medellin zu ergattern. Die Folgen waren ähnlich dramatisch wie die Jahre zuvor in Medellin, es gab regelmässige Schiessereien mit Toten, Überfälle waren an der Tagesordnung. Nach Medellin wurde aber auch in Cali wieder aufgeräumt. Die Polizei und Militärpräsenz wurde verstärkt, es wurde verboten zu 2. Töff zu fahren (der Beifahrer war üblicherweise Pistolenschütze bei Überfällen oder Attentaten). Die Menschen eroberten Ihre Stadt zurück, viele die in der Vergangenheit ausgewandert waren kehrten zurück, mit neuen Ideen, mit Schwung und Elan und eröffneten neue Geschäfte, Hotels, Restaurants oder machten Stadt-Führungen. Tourismus, sowohl von Kolumbianern als auch von Ausländern beginnt langsam zu boomen. Die Stadt wandelte sich von der Kartellhochburg zur Hauptstadt des Salsa.
Die Hauptstadt des Salsa, wie die Caleños (oder Calinesen, Calianer, Caliner oder Calier?) Cali nennen, verdient ihren Namen. Im Zentrum hat es eine Skulptur der “besten Salsa-Band der Welt”, welche einer Trompete ähnlich sieht. Sie beinhaltet auch 4 nach unten geöffnete Trichter unter welche man stehen kann und ein Stück der Band zu hören bekommt. Wie auch in Medellin werden hier die Superlative oft und gern gebraucht. Der beste Platz der Stadt, der wichtigste Platz der Stadt, der beste Saft der Welt, die beste Frucht der Welt (Lulo), die schönste Kirche der Welt (eine verkleinerte Kopie des Kölner Doms, aber in weiss, so eine Art Zuckerschloss-Schwanensee), und so weiter. Man könnte beinahe meinen die Leute in Cali wären Paisas. Wenn man dann aber das Funkeln in ihren Augen und das strahlen in ihrem Gesicht sieht, während sie erzählen und erklären warum eben dieser Platz der beste ist, oder warum Lulos die besten Früchte sind, merkt man wie stolz sie auf ihre Stadt sind, man schaut sich den Platz an oder trinkt den Saft und ist automatisch der Überzeugung: «sie haben recht… Lulo ist die beste Frucht der Welt».
Cali hat einiges anzubieten, aber das Highlight war die Salsa-Bar (La Topa Tolondra), welche wir besucht haben. Eine kleine Bar, Tanzfläche in der Mitte, massiger Türsteher, welche die 10’000 Pesos Eintritt kassiert hat (8’000 Pesos gab es dafür als Gutschein für Getränke). Wir waren etwas zu früh da, das heisst es hatte noch mehr Einheimische als Touristen, welche gekonnt ihre Figuren und special moves vorführten. Die Leute waren zwischen ca. 18 und 70 Jahre alt (Gauss-verteilt) und alle schwangen das Tanzbein.
Neben dem Salsa gab es noch einige weitere Dinge zu sehen, eines der Highlights war wider Erwarten ein Einkaufscenter “Jardín Plaza”. So eine richte Mall im amerikanischen Stil (zwar Outdoor, aber bei ewigem Frühlingswetter eh viel besser), mit diversen Restaurants, Läden, Kinos, Cafes, etc. Neben der Mall gibt es noch die Cristo-Statue, ein zweiter Hügel mit 3 Kreuzen (welche man aber am Tag kaum sieht, weil all die Handy-Antennen daneben viel grösser sind), sowie das Ausgangsviertel “San Antonio” und das Stadtzentrum mit diversen Kirchen und spannenden Gebäuden aus allen möglichen Epochen, sowie diverse Kunstinstallationen, wie dem “Parque del Gato”. Speziell erwähnenswert finden wir natürlich auch die Street-Art, welche vor allem um Miraflores (das Quartier unseres Hotels) und San Antonio herum anzutreffen ist (siehe separater Artikel).