Alejandría, Colombia – 27.Aug.-1.Sept.
Alejandría ist ca 90 km von Medellin entfernt und eher ländlich. Die Gemeinde hat ca 4688 Einwohner (Stand 2009), wobei im Dorf selber nur etwa 400 leben, der Rest verteilt sich über die diversen Fincas und Haciendas in der Umgebung. Die Haupteinnahmequellen sind, gemäss Francesco, dem Besitzer des Hostels, Goldabbau, Fischerei (wobei er den Fisch nicht mag) und Landwirtschaft. Das Dorf ist von Medellin aus per Bus erreichbar, ca 3-4 Stunden Busfahrt auf holprigen Strassen ohne Belag (zumindest sobald man Medellin verlassen hat). Der Boden ist recht sandig und die Erosion scheint ein grosses Problem zu sein, sowohl für die Landwirtschaft, als auch für die Strassen. Stellenweise hält der Bus beinahe an um die tiefen Furchen in der Strasse zu überqueren, ohne dass er kippt.
Die Landschaft ist eher hügelig, Alejandría liegt etwa auf der gleichen Höhe wie Medellin, jedoch in einem anderen Tal. Die Hügel hier sind deutlich kleiner und es hat einige Flüsschen, welche sich zwischendurch schlängeln. Die Talböden sind jeweils recht flach und man sieht wie die Flüsschen sich hin und her durch die Sandigen ablagerungen fressen. Die Häuser sind, wie in Medellin, vorwiegend aus roten Ziegeln gebaut, aber liebevoller verziert. Die Leute haben Pferde (und Esel) und zwar nicht wie in der Schweiz aus Spass, sondern für die Arbeit auf dem Feld, als Fortbewegungsmittel, für den Transport von Material und selbstverständlich als Statussymbol, speziell wenn sie den “Paso Fino” beherrschen.
Wir waren in erster Linie zum Entspannen dort. Ria hat (endlich) ihr Proposal zu ende geschrieben und eingereicht. Ich habe mein Buch weitergelesen und konnte es kaum mehr weglegen (“Little Brother”, von Cory Doctorow, als kostenloses eBook verfügbar). Es geht darin um den Überwachungswahn der amerikanischen Bundesbehörden in den Tagen und Wochen nach einem Anschlag. Das klingt jetzt vielleicht nicht nach der perfekten Lektüre zum entspannen, ist aber wahnsinnig spannend.
Neben dem sogenannten “süssen Nichtstun”, haben wir natürlich auch die Umgebung erkundet. Ein anderer Hostel-Gast hat uns eine Wander-App und eine gute Wanderroute empfohlen. Wir nutzen jetzt natürlich diese Gelegenheit und geben Euch die guten Tipps weiter. Man braucht ein paar Minuten bis man die App begriffen hat und weiss was man wo einstellen muss. Es ist jedoch eine super praktische Sache. Die App braucht einmalig eine Internetverbindung um die Route zu laden, sowie die Karten-Kacheln offline verfügbar zu machen, bevor man loszieht. Dies ist aus zwei Gründen wichtig: Erstens haben wir kein Roaming in Kolumbien, zweitens hat man selbst mit Roaming nicht unbedingt überall Empfang. Die Wanderwege sind in Kolumbien nicht markiert, es gibt eigentlich gar keine, denn es scheint hier niemand zu wandern. Ein Bauer hat uns nur ungläubig angeschaut und wollte wissen wieso wir nicht mit dem Auto gehen, das sei doch viel schneller. Und überhaupt hat es da nur Berge, nichts anzuschauen. Wir haben es mit unserem bescheidenen Spanisch dann aber nicht geschafft ihm zu erklären, dass wir genau wegen den Bergen wandern gehen.
Die App heisst ViewRanger und ist für iPhone und Android erhältlich. Sie ermöglicht die Suche nach Wanderrouten und ermöglicht es einen aus verschiedenen Grundkarten auszuwählen. Beim erstmaligen öffnen versucht sie einen natürlich den Kauf von Kostenpflichtigem Kartenaterial schmackhaft zu machen (und so sind die offiziellen Schweizer Wanderkarten zum Beispiel verfügbar). Wir haben uns jedoch für die Velofahrer-Version der “OpenMap” entschieden. Dies ist kostenlos, erstaundlich genau und aktuell und verfügt ausserdem über eingezeichnete Höhenlinien (im Gegensatz zur Stadt-Version von OpenMap). Die Route hatten wir von WikiLoc, ein Portal welches den (kostenlosen) Austausch von Wanderrouten anbietet. Ihr findet unsere Route hier: http://my.viewranger.com/route/widget/OTgzMTI=
Die Wanderung hat sich jedenfalls gelohnt. Wir sahen Unmengen an, meistens, nicht stechenden Insekten, insbesondere etwa ein halbes dutzend Blattschneiderameisenkolonien, welche die Flora auf Autobahnähnlichen Ameisenstrassen abtransportierten. Die “Wege” verliefen durch Gräben, welche etwa 2-4 Meter tief waren und uns den Aufbau des Bodens offernbarten. Wir haben nicht genau herausgefunden wozu diese Gräben dienten. Sie schienen künstlich angelegt und dienten wohl entweder als Transportweg, oder der Bewässerung. Die Böden waren relativ sandig (der Stein scheint extrem schnell zu zerbröseln) und es war nur ca die obersten 10-15 cm aus Hummus. Man konnte wunderbar sehen wie der Regen den Stein/Sand abtrug. Vielleicht schreibt Ria nochmals einen Geologie-Beitrag 😉
Neben den Insekten und dem Sand hatte es auch eine riesige Anzahl von Pflanzen. Neben den kultivierten Pflanzen wie Kaffee und Lulos hatte es auch einiges an wild wachsenden (uns unbekannten) Sträuchern, Blumen, Farnen, etc.