Klein Karoo, Südafrika – 13.-16. Mai 2017

Die Klein Karoo Wüste ist ein Streifen zwischen der eigentlichen Karoo Wüste und der Küste, der zwar bereits wüstenartig ist, aber dank dem Einfluss des Meeres immer noch etwas feuchter bleibt als die eigentliche Karoo Wüste.

Für unseren Ausflug in die Klein Karoo verlassen wir für einige Tage unseren Weg entlang der Küste und fahren in Richtung Landesinneres. Zuerst fahren wir von Mosselbaai nach Oudtshoorn bis zu den Cango Caves. Den ganzen Weg über können wir beobachten wie die üppige Vegetation der Gardenroute langsam weniger wird bis nur noch seltsam gefärbte Steine und bizarr verformte Sukkulenten übrig sind.

Die Cango Caves ist ein riesiges Kalksteinhöhlensystem, das im vordersten Teil auch für Besucher zugänglich ist. Auf einer gut einstündigen Tour lernen wir, dass in der Höhle immer konstante 18°C herrschen (im Vergleich zu den heissen Tages- und kalten Nachttemperaturen ausserhalb). Die Höhle ist komplett aus Kalkstein geformt und bildet die seltsamsten Figuren in Form von Stalaktiten und Stalagmiten die zum Teil mehrere Tausend Jahre alt sind. Die kleine Niederschlagsmenge in der Karoo schlägt sich auch auf die Wachstumsrate der Tropfsteine nieder, die nun noch viel langsamer wachsen.

Nach der Höhle machen wir uns auf die Suche nach einem Ort zum Übernachten. Wir folgen einer Empfehlung und suchen die “Amber Lagoon”. Es handelt sich um eine kleine Farm, von zwei deutschen Auswanderer geführt, mitten in Straussen-Farmen. Wir bleiben schliesslich zwei Nächte statt nur einer. Während wir am ersten Abend unser eigenes Straussensteak grillieren, genehmigen wir uns am zweiten ein Abendessen im kleinen Restaurant. Der Besitzer der Lodge war ursprünglich Koch und das Essen somit Spitzenklasse. Es gibt Salat, südafrikanische Spätzle (aus Strausseneier) mit Straussenfilet und Gulasch. Dazu ein bisschen Squash (so eine Art Kürbis gekreuzt mit Zucchetti). Als Abschluss dann noch ein Stück Schokokuchen.

Es ist eines der ersten Male wo wir die Gelegenheit haben mit Leuten die schon länger (50 Jahre), in Südafrika leben, über die Leute und die gesellschaftlichen Probleme zu diskutieren.

Uns sind vor allem folgende Dinge aufgefallen. Erstens wir in Südafrika zwischen Weissen, Farbigen und Schwarzen unterschieden. Jeder sieht den Unterschied, aber keiner konnte uns den Unterschied erklären. So können wir bis jetzt noch immer keinen Unterschied erkennen speziell zwischen “Farbigen” und “Schwarzen”. Da gibt es nur Menschen mit unterschiedlich heller und dunkler Haut. Zweitens werden speziell Schwarze von den weissen Südafrikanern als “anders” wahrgenommen, während Farbigen eine ähnliche Kultur wie Weissen zugesprochen wird. Über Schwarze werden regelmässig pauschalisierende Aussagen geäussert. So liegt es angeblich in ihrer Kultur, dass sie mein nicht von dein unterscheiden können, ein frivoles Sexualleben führen und deshalb ihre Kinder nicht betreuen, oder ihr Geld für Alkohol anstellen anständiger Nahrung ausgeben. All diese Argumente klangen in unseren Ohren enorm rassistisch. Trotzdem hatten uns all unsere weissen südafrikanischen Gesprächspartner versichert absolut keine Rassisten zu sein – sondern im Gegenteil für ein vereintes friedliches Südafrika zu stehen.

Während die Apartheid zwar schon länger abgeschafft beziehungsweise gestürzt wurde, lebt sie oftmals in den Köpfen der Südafrikaner weiter, allerdings auf eine andere subtilere Weise, zumindest scheint es uns so. Circa 90% der Bevölkerung ist schwarz, die Regierung hat nun Quoten eingeführt um bei Unis, grösseren Firmen und Behörden bei den Arbeitern beziehungsweise Studenten den Anteil an Schwarzen ebenfalls auf 90% zu bringen. Die Weissen regen sich nun auf, da sie kaum noch Regierungsjobs erhalten und argumentieren, dass nun Leute völlig ohne Qualifikationen Jobs erhalten einfach aufgrund ihrer Hautfarbe. Dass es vorher gleichermassen unfair war und Schwarze trotz guten Qualifikationen keine solchen Stellen erhalten hatten geht oftmals vergessen.

Wir erhielten den Eindruck, dass Südafrika noch ein grosses Stück Arbeit vor sich hat im Bezug auf Gleichberechtigung. Es scheint uns jedoch, dass speziell bei der jüngeren Generation, insbesondere die Millennials lockerer und toleranter damit umgehen. Wir hoffen, dass dies nicht nur unser Gefühl war, sondern dass sich tatsächlich langsam etwas ändert. (Notiz: Wir schreiben diesen Beitrag als wir bereits in Namibia sind und unser Eindruck scheint sich zu bestätigen. Während es ein paar einzelne Regionen gibt, die noch ein wenig hinterherhinken, sind andere eher Vorreiter. Es stimmt uns jedenfalls optimistisch.)

Wir schliessen unseren Besuch der Klein Karoo schliesslich mit einem Besuch in Warmwaterberg ab und baden im warmen Wasser der Thermalquelle bevor es wieder ans Meer Richtung “De Hoop” geht.



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